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Tierisch gut!

Die Ausstellung „Holz bewegt” im Museum der Arbeit öffnet sich auch ganz jungen Baumeistern

„Kommt vorbei, fasst an, probiert aus, riecht, hört und staunt“ – das werden sich die Besucher der „Tage des Holzes“ am kommenden Wochenende nicht zweimal sagen lassen. Zum sechsten Mal zeigt „Holz bewegt“, der Norddeutsche Nachwuchswettbewerb des holzverarbeitenden Handwerks im Museum der Arbeit, was man mit Holz alles machen kann. Das geht weit über das Tischler- Design hinaus, denn der Schwerpunkt liegt diesmal auf Objekten, die „Sinn und Sinne“ anregen.


Sleipnir ist zweifellos der Star der diesjährigen Ausstellung. Benannt nach dem sagenhaften Ross des nordischen Göttervaters Odin, steht das lebensgroße Pferd nach Driftwood-Art (also Treibholz) für ein vereintes Europa. Die Schüler*innen im Berufsvorbereitungsjahr Holz/Agrar der May-Eyth-Schule in Schiffdorf bei Bremerhaven wollten mit ihrem Werk ein starkes pro-europäisches Zeichen setzen und das ist ihnen auch gelungen. Sleipnir hat zwar nur vier Beine und nicht acht wie sein mythologisches Vorbild, doch es wurde in Dänemark von Schüler*innen aus acht weiteren Ländern gemeinsam zusammengebaut. Dafür gab es den Sonderpreis „Sinn & Sinne“ 2019.

Johannes Juergensen mit Holzpferd Sleipnir 640Johannes Jürgensen, Initiator von „Holz bewegt”, erklärt bei einer exklusiven Führung AdK-Mitgliedern die Bedeutung von „Sleipnir” aus Schiffdorf

„Tierisch gut“, dieses Prädikat können auch die Siebt- und Neunklässler*innen der Ida-Ehre-Schule, Hamburg, für sich verbuchen. Pfiffig wie die Kids und ihre Kunsterzieherin sind, haben sie auf der Homepage von „Holz bewegt“ entdeckt, dass es für den Nachwuchswettbewerb, der sich explizit an Auszubildende, Studierende, Gesell*innen und Meister*innen von holzverarbeitenden Gewerken richtet, zwar die Obergrenze von 35 Jahren gibt, aber keine Untergrenze. Mit ihren „Insekten“ aus Holz, übergroßen Käfern, Grashüpfern, Libellen und Schmetterlingen, die auf das Aussterben ihrer Art aufmerksam machen sollen, haben die Schüler*innen der Hamburger „Klimaschule“ die strenge „Holz bewegt“-Jury um Initiator Johannes Jürgensen überzeugt. Den Umweltpreis 2019 holten jedoch noch jüngere Teilnehmer, die ebenfalls entdeckt hatten, dass bei dem Nachwuchswettbewerb die Untergrenze fehlt: Der Hamburger Naturkinderladen Pinocchio unter der Leitung von Stefan Orth stellt seine Miniatur-Baumhäuser namens „TipiTopis“ im Barmbeker Museum vor, die ihren Titel wirklich zurecht tragen: Diese nachhaltigen Spielzeuge sind bezaubernd – einfach tipptopp!

Kein Zweifel: „Holz bewegt“ ist insgesamt spielerischer geworden, das zeigt auch der Innovationspreis für das Surfboard „Treibholz“ von Bootsbaulehrling Henri Jesper Petterson oder das Holztrike „Schrödinger TR1“, das holzbasierte Liegefahrrad auf drei Rädern des Lübecker Fahrradbauers Kilian Kreuzinger.

Aber natürlich sind auch diesmal wieder hervorragendes Design und handwerkliche Meisterwerke zu entdecken: Allen voran der „Hocker“ von Jasper Kreft aus Oldenburg, der den Designpreis 2019 erhielt. Oder „Spin It“, der runde Phonotisch, mit dem Patrick Opitz aus Ostholstein seinen Meister machte. Er wird alle Fans der guten alten Schallplatte erfreuen, die mit ihren 33 1/3 Umdrehungen pro Minute der musikalische Gegenentwurf zu einer Welt ist, die sich immer schneller dreht. Entsprechend „Retro“ kommt auch der attraktive Phonotisch aus Kirschbaum-Vollholz/ -Funier und schwarz verzinktem Messing daher – er scheint geradewegs den 1950er Jahren entsprungen zu sein.

Klasse auch das Weinkarussel „Dolio“ (André Stenkolk, Mauritz Lilischkis und Michael Dierkes, Fachschule Holztechnik Hamburg) und die in Sachen „Innovative Furnieranwendung“ ausgezeichnete Schaukelliege Lia von Tobias Schauhoff aus Kiel.

Johannes Juergensen mit Anrichte Firmament 640Johannes Jürgensen demonstriert die ausgezeichnete Anrichte “Firmament” des Hamburger Tischlermeisters Tim Jessen © alle Fotos von Isabelle Hofmann

Unübertroffen in Punkto „Sinn und Sinne“ jedoch ist das mit dem Sonderpreis für Produktqualität geehrte Meisterstück des Hamburgers Tim Jessen, eine japanisch anmutende Anrichte mit dem schönen Titel „Firmament“. Der Name spielt an auf das filigran gearbeitete Sprossen-Ornament der Drehtüren, das hinterrücks mit Reispapier bespannt ist und sich somit als filigranes Sternenmuster abhebt. Doch Vorsicht: Ein Stich mit Gabel, Schere oder Messer und das Ornament (und damit auch die Tür) hat ein Loch – also nichts für Familien mit kleinen Kindern. Wesentlich robuster ist da schon das Wandmöbel „Lingo“, ebenfalls ein Meisterstück aus Hamburg. Auf den ersten Blick schaut das Möbel eher aus wie ein Stück Baumstamm, halbiert und an die Wand genagelt. Das ist es auch – nur dass Tobias Steinhagen den Baumstamm von innen ausgehöhlt und mit einer raffinierten seitlichen Schublade versehen hat. „Warum den Rohstoff Holz in seiner natürlichsten Form verändern?, dachte sich der junge Tischlermeister. Er wolle eine „harmonische Verbindung von Wohn- und Lebensraum schaffen: Das Unterbewusstsein anregen, die Natur wieder bewusster wahrzunehmen“. So einfach – und so gut!


„Holz bewegt“
bis 13. Mai 2019 im Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg.
Mo 10-21 Uhr, Di geschlossen, Mi-Fr 10 – 17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr
8,50 Euro, erm. 5 Euro Eintritt. Bis 18 Jahren frei.

„Tage des Holzes“, 26. und 27. April 10-19 Uhr,
Eintritt frei. Es erwarten Sie Vorführungen und Workshops.

 

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