„Alle Jahre wieder kommt…“
Wohl wahr. Zuvor aber kommen die Weihnachtsmärkte, die an jeder Ecke, an jedem Platz, mit Glühwein, Lebkuchen und Geschenkartikeln locken. Mehr Klasse als Masse garantieren da die Ausstellungen angewandter Kunst in Hamburgs Museen und anderswo.
Weihnachtsmesse im Altonaer Museum (15-17.12.), Ökologischer Weihnachtsmarkt im Museum der Arbeit (1.-3.12, siehe Foto), Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum am Kiekeberg (1. bis 3. und 8. bis 10.12.) – in fast jedem Hamburger Museum sind in diesen Tagen Kunsthandwerker zu Gast. Erste Adresse für die Crème de la Crème des Berufstandes ist seit über 130 Jahren die Messe „Kunst und Handwerk“ im MKG, dem Museum für Kunst und Gewerbe. Dieses Jahr sind hier interessante Neuzugänge im Bereich Papier auszumachen, insbesondere die zarten, weißen Bestattungsgefäße der Leipzigerin Kristina Rothe fallen ins Auge. Sehr ungewöhnlich auch die architektonisch anmutenden Schachtel-Objekte von Richard Schillings, die den Bereich Holz um einen neuen, spannenden Aspekt bereichern. Glas fehlt leider ganz. Dafür ist dem Nachwuchs aus England und Österreich viel Platz eingeräumt: Auf der Hochschulplattform sind dieses Jahr das Royal College oft Art London und der Werkraum Bregenzerwald zu Gast.
Holzobjekte von Richard Schillings
Obwohl die Messe schon längst nicht mehr auf Norddeutschland beschränkt ist, sondern nationale und internationale Künstler einlädt, präsentiert sich die Fraktion der AdK Hamburg in diesem Jahr besonders stark. Unter den insgesamt 70 Teilnehmern zeige 15 Mitglieder der Hamburger Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks ihre hochkarätigen Werke: Papierkünstlerin Kira Kotliar, die Goldschmiede Babette von Dohnanyi, Anke Gralfs, Ulla und Martin Kaufmann, Claudia Westhaus und Wolfgang Skoluda, Keramikerin Katharina Böttcher, die Hutmacherinnen Karin Irmer und Eike Schnatmann sowie Textilkünstlerin Ulrike Isensee. Das Gewerk Holz wird von Hendrike Farenholtz, Ragna Gutschow und Gunter König würdig vertreten.
Hutmacherin Karin Irmer – im Hintergrund Goldschmiede Ulla und Martin Kaufmann
Keramikerin Katharina Böttcher
Ragna Gutschow vor ihrem Möbel
Der renommierte Justus Brinckmann Preis ging in diesem Jahr an ein langjähriges AdK-Mitglied, und zwar an den Weber Andreas Möller.
Die Begründung der Jury: „Der bereits seit 1996 an der Messe teilnehmende Hamburger überzeugte die Jury nicht nur mit seinen raffiniert gewebten Textilarbeiten. Indem er neue, fortschrittliche Webtechniken und -stühle entwickelt, sorgt Möller mit verschiedenen Projekten u.a. in Entwicklungsländern dafür, alte Handwerkstraditionen wieder aufleben zu lassen“.
Verleihung des Justus Brinckmann Preises an Andreas Möller im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
Herbst-, Winter-Messen 2017
Bis 3.12.2017, Di-So 10-18 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg.
Nur ein paar Meter vom MKG entfernt, in der Langen Reihe Nr. 47, bieten mehr als 20 Kunsthandwerker/Innen „Drei Monate Gestaltung außer der Reihe“. Auch hier sind knapp die Hälfte der Aussteller/Innen AdK-Mitglieder, und das heißt: Hier wird Kunsthandwerk auf höchstem Niveau geboten – und das zu moderaten Preisen. Hier sind kleidsame Hüte von Angelika Löbering zu finden, asiatisch anmutendes Geschirr von Jerry Johns oder die delikaten Holzdosen von Hermann Savary. Einzigartig auch die dekorativen Seidenketten von Ula Dahm, die originellen Glasobjekte von Sybille Homann oder das fröhliche Kindergeschirr von Cornelia Woitun. Michaela Paula Alt, Karen Knickrehm und Marjon Reinsberger präsentieren ausgefallene Schmuck-Unikate – und wer einen Lebensbegleiter sucht, egal ob klein oder groß, findet ihn sicher unter den liebenswerten Viechern aus verfilzter Schafwolle von Susanne Wetzel. Kurz: Hier ist alles zu finden, was das Leben schöner macht.
Bis 13. Januar 2018, Lange Reihe 47, Di-Sa 12-19 Uhr, im Advent auch montags geöffnet.
Dieses Motto gilt auch für die Messe nebenan, in der Langen Reihe 75. Hier befindet sich der Durchgang zur Koppel 66, dem denkmalgeschützten „Haus für Kunst & Handwerk“. Seit 1981 ist die ehemalige Maschinenfabrik Sitz von 12 Werkstätten und Ateliers. Die rund 20 Künstlerinnen und Künstler, die hier arbeiten, stellen sich dezidiert gegen Massenproduktion und legen auch auf den beiden Verkaufsmessen (Frühling- und Advent) Wert auf Spitzenqualität und Originalität. In dieser Zeit ist das Haus über alle drei Geschosse mit Kunsthandwerk förmlich geflutet. In diesem Winter präsentieren 45, von einer Fachjury ausgewählte Gäste aus Deutschland, Österreich, Dänemark und England ihre Objekte. Unter ihnen die beiden Keramiker-Großmeister Joachim Lamprecht (war gerade auf der Grassi Messe in Leipzig zu sehen) und Martin McWilliam, der früher mehrmals auf der MKG-Messe zu sehen war.
Bis 17.12. an den drei ersten Adventswochenenden, Koppel 66, Lange Reihe 75. Freitag bis Sonntag, 11-19 Uhr.